Suchtprävention: Kampagne der AG Kobra und des SV Darmstadt 98 »Meine Abwehr steht« geht in die zweite Runde
Am Wochenende hatte Haluk Türkeri für den SV Darmstadt 98 einen Treffer erzielt, am Montag nimmt er in voller Spielermontur in der Veranstaltungshalle »603 qm« (ehemalige Stoeferle-Halle) Platz neben dem achtjährigen Paul. Der schaut sichtlich beeindruckt, doch schnell weicht die erste Überraschung der blanken Neugier. »In welcher Liga spielst du?«, fragt er den Lilienkicker. »Regionalliga«, antwortet dieser.
Auch die übrigen leeren Plätze füllen sich nach und nach mit Spielern des SV 98. Frisch vom Training kommt die Mannschaft zum Wiederanpfiff der Suchtpräventionskampagne »Meine Abwehr steht«. Anfang des Jahres hatten die AG Kobra, ein Zusammenschluss Darmstädter Jugendhäuser, und der SV Darmstadt 98 die Anti-Alkohol-Aktion gestartet. Da zum Saisonstart einige neue Spieler in den Kader kamen, soll das Treffen im »603 qm« dem gemeinsamen Kennenlernen dienen und zugleich die zweite Runde einläuten.
150 Kinder und Jugendliche sind im ersten Durchgang von der Kampagne erreicht worden, bilanziert Michael Kirschner vom Fanprojekt Darmstadt. »Die positiven Erfahrungen wollen wir fortführen, Vorbilder aufzeigen und die Konfliktfähigkeit trainieren«, sagt er.
Hierzu soll es erneut Trainingseinheiten für die Kinder und Jugendlichen mit der Lilienmannschaft am Böllenfalltor geben, zudem sollen Sportler regelmäßig in den Jugendhäusern vorbeischauen. Das Ziel: Fußball-Kick statt Alkohol-Trip.
Neu sind Seminare in den Jugendeinrichtungen, an denen im Idealfall alle Spieler des SV 98 teilnehmen sollen, sagt der städtische Suchthilfekoordinator Volker Weyel.
Im Stil des »aktuellen Sportstudios« führt er Gespräche mit Spielern sowie den Schirmherren: Jugenddezernent Jochen Partsch und Hans Kessler, Präsident des SV 98. »Wir möchten euch zeigen, dass es auch ohne Alkohol, Zigaretten und Drogen geht«, sagt der Lilienchef in die mit Kindern und Jugendlichen gefüllten Reihen.
Seine Spieler seien nicht nur Sportler, sondern hätten auch eine soziale Verantwortung. Man wolle helfen, wo man könne. Immerhin sei es auch dem SV Darmstadt 98 eine Zeitlang nicht so gut gegangen, und man habe viel Unterstützung aus der Stadt erfahren. »Projekte wie dieses sollten langfristig angelegt sein, deswegen ist auch der Wiederanpfiff so wichtig«, sagt Jochen Partsch. Hans Kessler betont daraufhin, dass die Mannschaft mitsamt Trainer hinter dem Projekt stehe. »Wir werden das Beste geben, damit ihr euch vor Anfragen nicht retten könnt«, sagt schließlich Torwart Rainer Adolf. Jubel macht sich breit, und dann geht es an die Spielstationen: eine Torwand, ein Tischfußball und weitere Spielanlagen sind für Kids und Kicker aufgebaut, besonders begehrt sind allerdings Autogramme.
»Wie viele hast du schon?«, fragt Iljas (8) seinen Bruder Amin (10), die gemeinsam ihre Mannschaftsposter begutachten und nachrechnen, wer bislang die meisten Unterschriften gesammelt hat. Die Spieler haben alle Hände voll zu tun und tummeln sich mit den Kindern am Tipp-Kick.
»Sie gehen ganz toll auf die Lebenswelt der Kinder ein«, sagt Kai Schuber vom Kinderhaus Paradies in Eberstadt. »Bei ihnen schauen die Kinder ganz anders hoch«, beschreibt er den Effekt, den die Spieler als Idole auf die Heranwachsenden haben. »Das hier bedeutet mir sehr viel«, sagt Paul, der inzwischen mit Joel Samaké kickert. »Ich möchte noch viele Spieler kennenlernen.« Gelegenheit hierzu dürfte er bekommen. Im November sind laut Volker Weyel noch zwei Trainings am Böllenfalltor vorgesehen, dann könnten die ersten Spieler die Jugendhäuser besuchen.
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